| der
          geigenspieler...
 er nimmt den bogen, hält ihn in der hand
 trägt keine mütze, kein silbernes gewand
 öffnet den kasten, nimmt die geige hervor
 stellt sich ohne klopfen vor geschlossenes tor
 
 er hebt den bogen, streicht über die seiten
 spielt mal dur mal moll, je nach seinen zeiten
 unhörbare klänge vermischen sich zur harmonie
 er spielt sein eigen lied, ja die seine melodie
 
 er spielt die noten willkürlich für sich
 mal mit weinendem, mal mit lachendem gesicht
 möge er falsch erklingen sein gesang
 für ihn richtig durch die luft es klang
 
 er weiss um die geige, er weiss um den bogen
 spürt was wächst und was ist verdorben
 spielt hart klingend, dann wieder weich
 blurot im gesicht und dennoch bleich
 
 er sieht die hand vermischt mit dem bogen
 sein körper fest um die geige gewoben
 er ist sie und sie ist ihn im raum
 den kasten auf dem boden gab es kaum
 
 er hebt sich und schwebt langsam davon
 es bleibt zurück nur erzählender ton
 war er jemals da oder war er nur dort
 nur er weiss allein um sein inneren ort
 
 (januar 2002)
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